47 Ausgabe Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg

47# Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg von 1920

Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.


Der Schwedenkrieg in der Umgebung von Obergünzburg – Teil 12

In diesem Zurückziehen zogen das kaiserliche Heer auf Schongau und München, das schwedische auf Augsburg und in das bayerische Land. Beide Armeen hielten sich längere Zeit bei Augsburg, Ingolstadt, München und Donauwörth auf. Niemand wusste, wie es weitergehen würde. Am 25. desselben Monats nahmen die Schweden Mündelheim und Landshut ein, zerstörten die Bastionen und rissen die Mauern ein, die mit viel Mühe errichtet worden waren, um den Zugang nach Augsburg zu öffnen.

Im April war es wegen ständiger Übergriffe unsicher.

Am 14. Mai brachen bei München rund 80 Schweden durch das Stadttor. Sie wurden jedoch unterstützt und nahmen so die Stadt ein – ein Umstand, der früher nur mit großer Mühe der Kaiserlichen möglich gewesen wäre. Infolge dieser Niederlage musste auch Obergünzburg erneut Kontribution leisten.

Sie raubten in der ganzen Grafschaft fast das gesamte Vieh, das man zuvor mühsam gerettet hatte. Wer sein Vieh behalten wollte, musste eine Kuh für 6, 7, 8, 9 bis 10 Gulden auslösen. Und selbst dann war man nicht sicher. Gutes und schlechtes Vieh wurde wahllos geraubt. Die verzweifelte Landbevölkerung weinte, litt Not und konnte nicht mehr auf die Felder hinaus, um Heu einzubringen – jede Kuh sollte ihren eigenen Hirten haben, damit man im Falle eines Überfalls schnell fliehen konnte.

Ein Bauer, der 24 Kühe halten sollte, hatte manchmal nur noch zwei, drei oder vier. Der Hunger begann erneut zu nagen. Es gab keinen Trost auf Besserung, da viele Bauern gar nicht oder nur halb ausgesät hatten. Am 31. desselben Monats wurde das gesamte Grönenbachtal niedergebrannt – keiner wollte es gewesen sein, weder Schweden noch Kaiserliche. Die Steuerforderung nach Kempten im kommenden Juni und Juli nahm kein Ende. Wenn kein Geld kam, sollte es mit dem Schwert eingetrieben werden. Niemand wollte mehr mit den Bauern verhandeln. Es sah aus, als müsse sich der Bauer mit Auflehnung und Rebellion Luft verschaffen. Gott sei Dank, dass dies nicht geschah – niemand hätte sich des Staates erbarmt, hätte das Blut bis zum Himmel gespritzt.

Zusätzliche Not in Augsburg

Am 19. Mai wurde in Augsburg die Priesterschaft vertrieben – nur zwei Kapuziner und das Kloster St. Ydalrici blieben verschont. Zugleich grassierte eine ungarische Krankheit in fast allen Häusern. Die Menschen litten so sehr, dass sogar die Vögel über sie klagten. Auf dem Land wie in der Stadt starben viele.

Juli 1633: Letzte Eskalation

Der Bauer wollte sich nicht völlig ergeben und kaufte unablässig neues Vieh – was die Schweden bemerkten. Am 13. Juli wurde bei einer großen Streifung wieder über 100 Stück Vieh geraubt. Die Kroaten nahmen es ihnen bei der Ebersbacher Steige wieder ab – das erboste die Schweden. Gleichzeitig hatten die Kemptener den Kaiser erneut verlassen, schickten laufend Nachrichten an die Schweden, sie sollten kommen, da man in der Stadt bereit sei, ihnen die Tore zu öffnen.

Am 30. Juli kamen 2500 Schweden, belagerten die Stadt, und am 31. Juli rissen sie das Fischertor auf bis zum inneren Tor. Doch weil man sich so tapfer verteidigte und die Bürger nicht mithelfen durften, zogen sie wieder ab – jedoch mit großem Schaden. Über 7000 Stück Vieh wurden mitgenommen. Viele Frauen und Töchter, auch Nonnen aus dem Kloster Lenzfried, erlitten großes Leid. Die Schweden kündigten an, bald zurückzukehren.

Ausblick

In der Folge wollen wir eine Vielzahl an Materialien zur Familien- und Hausgeschichte Obergünzburgs und seiner Pfarrei veröffentlichen. Es wird viele interessieren, wie das Anwesen, auf dem sie heute leben, früher ausgesehen hat, wie lange es in Familienhand war, welche Vorbesitzer es hatte usw.

Zur möglichst umfassenden Darstellung sind wir dankbar für alte Hausbeschreibungen, Urkunden u. Ä., die sich vielleicht noch in Familienarchiven befinden. Für Rückfragen steht Benefiziat Eberl gerne zur Verfügung.



47 Ausgabe Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg
47 Ausgabe Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg
Quelle:  Obergünzburger Tagblatt erschienen am 06.09.1920

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