Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.
Obergünzburg und seine Beteiligung am Bauernkrieg 1525
Die bedrohten Herrschaften beobachteten die Entwicklung mit größter Sorge. Die Verbrüderung der Untertanen rief den Schwäbischen Bund zur entschlossenen Gegenwehr auf. Anfangs hoffte man noch, durch Verhandlungen das Schlimmste abwenden zu können. Bald jedoch wurde klar, dass solche Verhandlungen die bereits weit fortgeschrittene Bewegung nicht mehr aufhalten konnten. Man versuchte, die Verhandlungen hinauszuzögern, um Zeit zu gewinnen. Doch in den letzten Märztagen, als die Truppen des Bundes zusammengezogen waren, begann der Kampf, zunächst an der Donau gegen die Unterländer. Die Nachrichten von diesen Kämpfen, die großen Eindruck machten, gaben auch im Allgäu das Signal zum Losschlagen. Doch versäumte man es, den angegriffenen Unterländern Hilfe zu bringen. Stattdessen beschloss man, auf eigene Faust vorzugehen und das Stift Kempten und seine Schlösser einzunehmen. Das führte dazu, dass die Unterländer rasch geschlagen und auseinandergetrieben wurden.
Am 2. April zog der Günzburger Haufen vor Liebenthann, schnitt die Wasserleitung ab und blockierte Wege und Stege. Am gleichen Tag nahmen die Ottobeurer ihr Kloster ein, was nicht ohne Plünderungen abging. Am 3. April besetzten die Kemptner und Oberallgäuer Bauern das Kloster Kempten und plünderten es in sinnloser Weise. So konnte auch das Ziel, Geld, Proviant und Material für die Kriegführung zu gewinnen, nicht erreicht werden, da zu viel Wertvolles vernichtet wurde.Um den Mangel an Geld zu beheben, nahm man Kirchengelder weg und verkaufte Glocken und Wertgegenstände. Die Obergünzburger beschafften sich 340 Pfund Heller und 110 Gulden durch den Verkauf der schönen Monstranz ihrer Kirche. Am 4. April brach Knopf von Leubas in das Schloss Wolkenberg bei Wildpoldsried ein, plünderte es gründlich und brannte es nieder. Viele Günzburger, die besonderen Eifer zeigten, waren daran beteiligt. Am 8. April erschien er mit seinen Leuten in Obergünzburg, wo er von den Einwohnern freundlich aufgenommen wurde, um das von den Günzburgern abgeschnittene Liebenthann zu erobern. Die Bauern erbeuteten reichlich: bares Geld, Silbergeschirr, Küchengeräte aus Zinn und Kupfer, Monstranzen, Reliquienschreine im Wert von 60.000 Gulden. Diese wurden zusammen mit den Reliquien in die Obergünzburger Kirche gebracht. Zudem erbeuteten sie 500 Malter Getreide, Mehl, Salz, 10 Fuder Wein, Betten und 33 Bettstätten, dazu viele Harnische, Hellebarden, 68 Stückbüchsen und drei reitbare Pferde sowie Briefe, Register, Bücher und Urkunden des Gotteshauses. Alles, was Wert hatte, wurde unter etwa 140 Pfarreien im Bistum Augsburg und Konstanz aufgeteilt. Der Abtsstab wurde um 50 Gulden verkauft. Der Pfarrer von Haldenwang fertigte ein Verzeichnis sämtlicher Beutestücke an. Zuletzt brannten sie das Schloss Liebenthann nieder, das mit vielen tausend Gulden gebaut worden war.
Inzwischen hatte sich die Lage westlich der Iller völlig geändert. Die Truppen des Schwäbischen Bundes hatten die dortigen Bauernhaufen zerschlagen und zur Unterwerfung gebracht. Die Allgäuer Bauern standen somit bald allein und mussten sich der Annahme des Vertrages anschließen, dem die Westallgäuer bereits zugestimmt hatten. Am 27. April wurde darüber beraten, und am 2. Mai beschloss man unter der Führung des Knopfs von Leubas, den Krieg mit Hilfe der in Liebenthann erbeuteten Mittel fortzusetzen. Die Obergünzburger plünderten unter Führung ihres Hauptmannes Rapp am 5. und 6. Mai das Kloster Irsee aus, bis auf den „Nagel an der Wand“. (Erhard S. 65)
(Fortsetzung folgt.)
Quelle: Obergünzburger Tagblatt erschienen am 10.02.1920