Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.
Der Schwedenkrieg in der Umgebung von Obergünzburg – Teil 11
Januar 1633 (Fortsetzung)
Am 14. Januar gewährte man dem Rest der Bevölkerung Pardon und schloss einen Accord. Die Messe wurde wieder im Frauenklösterlein St. Anna gelesen. Die Reichen und Ratsmitglieder wurden gefangen genommen, nach Lindau und Innsbruck gebracht – unter ihnen auch Mitglieder des Rats von Memmingen. Einige mussten ihr Leben durch viele Tausend Taler freikaufen, andere starben in äußerster Verzweiflung und Armut.
Am 15., 16. und 17. Januar zog das kaiserliche Heer wieder aus Kempten ab, ließ die Stadt jedoch gut befestigt zurück. Am 18. Januar bezogen die Schweden Memmingen. Die kaiserliche Armee sammelte sich im Dietmannsrieder Tal und zog am 19. Januar Richtung Memmingen, um die Schweden zu vertreiben. Sie wurden jedoch bei Grönenbach zurückgeschlagen.
Am 20.–22. Januar wurde bei Leubas gekämpft, einem wichtigen Pass. Am 23. Januar zogen sich die Schweden zurück nach Ottobeuren und Röttenbach, die Kaiserlichen gingen nach Oberdorf.
Die umliegenden Dörfer wurden schwer zerstört: Untrasried, Lauben, Stielings und weitere Einöden wurden größtenteils niedergebrannt, Kirchen geschändet, Frauen entweiht, Männer und Frauen ermordet. Unter den Opfern war auch Pfarrer Hanns Wertz aus Hopferbach.
Das Allgäu war völlig ausgesaugt – zwei Armeen hatten es geplündert. Das gemeine Volk musste den ganzen Stoß ertragen, verlor Vieh, Pferde, Korn und Hausrat. Der äußerste Hunger und Notstand war eingetreten.
Februar 1633
Am 6., 7. und 8. Februar lag das schwedische Heer vor Mindelheim und Bayern, musste jedoch abziehen. Sie zogen wieder nach Kempten und belagerten es bis zum 12. Februar, konnten aber nichts ausrichten. Die Kaiserlichen, die sich in der Stadt verschanzt hatten, brannten die Vorstadt nieder, damit sich die Schweden nicht dort einnisten konnten. Die Schweden zerstörten im Gegenzug den Schlossneubau von Liebenthann.
Die kaiserliche Armee zog bei Mindelheim umher, wollte ins Württembergische, aber die Schweden kamen ihnen zuvor. Sie zogen über Leutkirch hinweg und verwüsteten das Konstanzer Bistum vollständig.
Das Allgäu war so ausgesogen, dass am 21. Februar in Obergünzburg ein einziges Huhn für 30 Kreuzer verkauft wurde – jeder wollte es haben. Ein Ei kostete in Diemmingen 4 Kreuzer. Viele Menschen starben an Hunger, erfroren auf der Flucht oder lebten von verdorbenem Fleisch. Die Armut war unerträglich, und alles dies, so hieß es, sei die Strafe Gottes wegen der „gottlosen Stadt“, die längst hätte dem Erdboden gleichgemacht werden sollen.
März 1633
Wie das Wetter im März wechselte, so auch das Kriegsgeschehen. Am 13. März kam die kaiserliche Armee zurück. Das Volk war am Ende, weder Pferde noch Menschen blieben, und alles, was man noch erreichen konnte, wurde geplündert. Die Bauern wurden geschlagen, ihrer Kleidung beraubt und vertrieben.
Sakramente wie Beichte und Kommunion konnten mangels Hostien und Wein kaum mehr gespendet werden. Wälder und Winkel waren voll Elend – ganz Allgäu ein einziges Bild der Verzweiflung.
(Fortsetzung folgt.)
Quelle: Obergünzburger Tagblatt erschienen am 24.08.1920