Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.
Der Schwedenkrieg in der Umgebung von Obergünzburg – Teil 7
15. August 1632: Schweden aus Landsberg marschierten in Richtung Memmingen über Günzburg. Sie hatten viele schöne Pferde, waren aber in harter Zeit unterwegs. Angeblich sollen es 4480 Mann gewesen sein – jedoch wohl deutlich weniger. Sie wollten die Pässe nach Tirol öffnen, vielleicht angelockt vom goldenen Glanz Innsbrucks. Die Offiziere hatten es wohl auf „Zehn“ (wohl Goldmünzen) abgesehen. Letztlich zogen sie unverrichteter Dinge zurück Richtung Nürnberg.
Das sechste Kapitel – Was sich im August zutrug
Am 1. August hatten 300 Schweden Nachtquartier in Günzburg, dann marschierten sie nach Memmingen weiter. In derselben Nacht gegen 1 Uhr tobten die Kemptener gegen die Amtsverwaltung und zündeten die Häuser des Landammanns, des Amtsverwalters, des Sekretärs und des Trompeters an.
Der 4. August war ein trauriger, seltsamer Tag – nicht warm, nicht kalt, mit trübem Sonnenschein. Am Folgetag begannen sie mit der vollständigen Zerstörung des Klosters. Sie gruben den über 190 Jahre zuvor verstorbenen Abt von Laubenberg aus, der in einer gemauerten Doppelsarkophag an der Wand der St.-Anna-Kapelle beigesetzt war. Sein Leichnam war unversehrt, zerfiel jedoch zu Asche, als sie ihn anfassten. Die Gebeine warfen sie gegen die Mauern. Auch Abt Riedtheimb und der erst vor anderthalb Jahren verstorbene Fürstabt Wollfurth wurden exhumiert, dessen Kopfbedeckung noch frisch war und angenehm roch.
Damit nicht genug, zerstörten sie auch zwei weitere Grabstätten – darunter jene von St. Hildegard und Ludwig dem Frommen. Die Gräueltaten gingen weiter: Neben dem Kloster wurden auch die umliegenden Häuser, das Landgerichtshaus, das Jägerhaus, Schreiner- und Zimmerwerkstatt, Konvent, Lehnsschreiber-, Landvogt-, Hofmeisterhaus, die Kustorei, der Kellerhof, zwei Wirts- und Kanzleihäuser zerstört oder niedergebrannt.
Die Heuchelei der Täter
Als sie erkannten, dass sie „den Hasen zu braun gebraten“ hatten, und ihre Vorstöße gegen Nürnberg ins Stocken gerieten, wollten sie sich reinwaschen wie Pilatus. Niemand sollte sagen, sie hätten die Häuser angezündet. Also dichteten sie ein Lied:
Der Schwed ist kommen,
Hat alles weggenommen,
Hat Fenster rausgeschlagen,
Das Blei ausgegraben,
Hat Kugeln draus gegossen
Und die Bauern erschossen.
In diesem Monat geriet ihr Vorhaben ins Stocken. Es schien, als wolle Gott selbst nun eingreifen. Der König von Ungarn zog Truppen bei Nürnberg zusammen, und die Schweden erlitten empfindliche Rückschläge. Sie erklärten, die stark geschädigte Grafschaft nicht weiter zu belästigen, forderten jedoch 4000 Taler als Lösegeld, um abzuziehen.
Es wurden sofort sechs Wagen mit dem verlangten Geld auf den Weg gebracht, um die Mörder freizukaufen. Sie nahmen das Geld mit solcher Unverfrorenheit entgegen, dass es zum Himmel schrie: Der eine verlangte eine „Aufwandspauschale“, der andere „Wartegeld“, der dritte bis fünfte diskutierten darüber, wer den größten Anteil einstreichen sollte, und der sechste wollte in Gold ausgezahlt werden.
Was sie nicht durch Plünderung erreicht hatten, nahmen sie sich nun durch Gewalt, Erpressung und Betrug.
Am 15. desselben Monats wurde schließlich Ferdinand Göl als schwedischer Kommissar entlassen. Doch bevor er sein Amt abgab, bereicherte er sich erneut, indem er 4 Kreuzer pro Weide in der gesamten Grafschaft erhob – unter Androhung noch höherer Kosten, falls nicht gezahlt würde.
(Fortsetzung folgt.)
Quelle: Obergünzburger Tagblatt erschienen am 30.07.1920