Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.
Der Schwedenkrieg in der Umgebung von Obergünzburg – Teil 9
24. September: 120 Mann des neu geworbenen Heeres aus Kempten zogen nach Obergünzburg. Ihr Verhalten war schlecht, besonders die beiden Kapitäns Balthas Bergeren und Grünhueth führten sich schadenfroh auf. Sie tranken den Wein direkt aus Fässern und Kübeln, forderten gewaltsam Abgaben von der Gemeinde.
Zur gleichen Zeit versuchte der Schwede, seine Truppen bei Nürnberg neu zu organisieren, nachdem er mit Gewalt aus der Stadt vertrieben worden war. Die Kemptener verlangten daraufhin verstärkt Steuern, Dienste und Abgaben, und zwangen auch die Bewohner von Dietmannsried und Unterthingau, ihren Markt in Obergünzburg abzuhalten, um neue Abgaben zu erheben.
In der Zwischenzeit griffen Kroaten die Kaufbeurer an, woraufhin diese mit schwedischer Unterstützung einen Ausfall wagten und die Kroaten zurücktrieben. Etwa 30 Kroaten wurden gesichtet und niedergeschlagen. Die Kaufbeurer flohen teils bis nach Ebersbach – viele ohne Waffen oder Ausrüstung, doch sie behaupteten später, sie hätten den Sieg davongetragen.
30. September:
Die kaiserlichen Truppen aus Wangen (etwa 500 Mann) zogen über Grünenbach. Dort erhielt der verräterische Wirt Wayndlin seinen „verdienten Lohn“, denn er war bereits mit dem Rittmeister Christoph Schmelz am 25./26. September verwickelt gewesen. Dieser hatte das Schloss Falken mit verkleideten Webern überlistet und Wayndlin unter Wert 40 Maß Wein verkauft, obwohl dieser eigentlich 290 Gulden wert war. Schmelz hatte außerdem den Wirt mit höhnischen Worten beleidigt und als „Pfaffenfeind“ bezeichnet.
Oktober:
Der Oktober war verhältnismäßig ruhig, da die Schweden bei Nürnberg und Rain schwer geschlagen worden waren. Dennoch musste der einfache Bauer weiterhin Salvaguardia bezahlen, auch wenn dies keinen effektiven Schutz mehr bot.
Die Kemptener wünschten sich, dass der Schwede sein Winterlager in ihrer gottlosen Umgebung aufschlagen würde, obwohl sich dies als gefährlich erwies. Die schwedischen Truppen wurden zunehmend unzuverlässig, und es wurde angedroht, sollte man die Stadt verlassen müssen, würde man sie so verwüsten, dass keine Schweden mehr Lust hätten, zurückzukehren.
November:
9. November: Die kaiserlichen Truppen aus Wangen überschritten den Fluss und trieben das Vieh in Haldenwang zusammen. Dabei wurde der Salvaguard erschossen, der zuvor stets für Ordnung gesorgt hatte. Die Bevölkerung von Haldenwang hatte keinen guten Ruf – weder bei Soldaten noch bei eigenen Amtsträgern. Der dortige Pfleger Hanns Georg von Bernhausen wurde deshalb verstoßen, da man ihm eine zu enge Verbindung zu Haldenwang vorwarf.
Der Monat war geprägt von Unruhe, verursacht durch vagabundierende schwedische Diebe. 26. November: Nachts drangen einige in Obergünzburg ein, brachen viele Läden auf, verwundeten den Pfarrer und stahlen viel Rindfleisch.
30. November: Die Kemptener brannten die Schule, die St.-Walburga-Kapelle, das Seelhaus, das Haus des Vogtes, zwei Konventsgebäude, das Kornhaus, Schellenberg und Reicholzried nieder. Möge Gott ihnen ihren gerechten Lohn geben.
Nachricht aus Schweden:
Ende November erreichte uns die Nachricht, dass der König von Schweden am 18. November bei Lützen gefallen sei. Man versuchte, dies zu vertuschen und verbreitete stattdessen, er sei in den Armen seiner Königin gestorben. So geblendet waren manche, dass sie die Hofgesellschaft einer Frau für den Inbegriff von Ruhe, Tugend und Seligkeit hielten.
(Fortsetzung folgt.)
Quelle: Obergünzburger Tagblatt erschienen am 10.08.1920