Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.
Grenzstreitigkeiten und Rechtspflege in Obergünzburg – 1714
Im Jahr 1709 wurde der Oberwaldmiller Unterran aus Ottobeuren, ein Mordbrenner, auf gnädigstem Befehl mit bewaffneter Hand aus Obergünzburg abgeholt und nach Kempten ins Gefängnis gebracht.
Im Jahr 1712 wurde ein Wilderer aus Ottobeuren, der im Gebiet Ottobeurer Herrschaft tot aufgefunden wurde, in das fürstlich-kemptische Gebiet verbracht – ohne Widerspruch.
Grenzverhältnisse mit Schönau, Steineg und Ronsberg
Bezüglich der Herrschaft Schönaw und der damit verbundenen Gebiete Ronsperg und Stein beanspruchte das Fürststift Kempten die hohe Gerichtsbarkeit bis zur Ronperger Kapelle und weiter über die Günz durch das Tal bis zum Mindelursprung. Die Orte Meyren, Sigmairs, Eggloffs, Mautes und Mindelberg seien damit in fürstlich-kemptisches Gebiet integriert.
Weitere Grenzmarkierungen verliefen von der Mindelquelle nach Falten, durch das Haus der Familie Diepolder, bis nach Börwangen. Diese Linie trennt Kempten, das Gotteshaus Irsee, Ronsperg und Stein.
Stein und Ronsperg beanspruchten hingegen ihre Gerichtsbarkeit bis zum Landgraben bei Liebenthann und weiter durchs Tal bis nach Willofs und darüber hinaus – was stets bestritten wurde.
Beispiele der Rechtspflege
- 1606: Georg Greideweis von Willofs wurde verjagt, bewaffnet bis zum „Hoffbauernfeld“ geführt.
- 1608: Frau Hölzle aus Mindelberg wegen Ehebruchs gefangen und in Obergünzburg öffentlich bestraft.
- 1609: Streifzüge gegen herrenloses Gesindel in Willofs, Bürkhe, Wolfs, Mindelberg u. a.
- Caßpar Hölzle wegen Ehebruchs in Willofs eingesperrt und mit 30 fl. bestraft, trotz Protest seitens der Fugger.
- 1618: Maibaum-Verbot durch fürstlich-kemptisches Mandat in mehreren Orten.
- 1619: Zwei Übeltäter bis zur Ronsperger Kapelle geführt und des Landes verwiesen.
- 1620: Maria Lauterweinin mit Ruten ausgepeitscht, mit 12 Mann bis unter Bürkha geführt und des Landes verwiesen.
- 1620: Zwei Männer aus Sigmairs wegen Diebstahls festgenommen und nach Liebenthann gebracht.
(Fortsetzung folgt.)
Quelle: Obergünzburger Tagblatt erschienen am 14.10.1920